Management: Nachhaltige Motivation durch Aktivierung der Schaffensfreude

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Eine der bekanntesten und umstrittensten Aussagen der deutschen Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel[1] in der Zeit der Flüchtlingspolitik war ein selbstsicherer Appell an das deutsche Volk: „Wir schaffen das“[2], bezogen auf die europäische bzw. deutsche Flüchtlingskrise im Jahr 2015. Sie wollte damit Optimismus und eine Aufbruchstimmung verbreiten, jedoch griff dieser Appell zu kurz. Zwei wichtige Aspekte, die benötigt werden, um Schaffensfreude zu aktivieren, fehlten: als Erstes, klar zu sagen, was geschafft werden soll. Als Zweites, ob das Volk diese Aufgabe überhaupt schaffen möchte – also das Bedürfnis im Volk zu stimulieren und nicht das Bedürfnis von Ihr bzw. der Flüchtlinge.

In den Jahren 2016[3],[4]und 2018[5] distanzierte sie sich von der Aussage. Am 1.9.2017 veröffentlichte die Tageszeitung Welt eine Umfrage zu „Wir schaffen das“, mit dem Ergebnis, dass 55,8% der Befragten „Wir schaffen das“ als nicht oder gar nicht zutreffend bewertet haben.[6]

Bereits Konrad Adenauer[7] appellierte in einer Regierungserklärung im Jahr 1953 unter der Überschrift „Die besten Kräfte unseres Volkes…“: „persönlichen Wagemut, an die Willenskraft und die Schaffensfreude, an die Tüchtigkeit des deutschen Unternehmers, des Arbeiters und des Bauern. Es sind nicht in erster Linie die materiellen, sondern es sind die moralischen und ethischen Kräfte, die unsere Welt zum Höheren entwickeln. Es hat deshalb für uns eine entscheidende Bedeutung, dass wir uns auf die Pflichtauffassung und Arbeitswilligkeit des deutschen Arbeiters verlassen können, und wir müssen alles tun, um die guten Anlagen und die Tüchtigkeit des deutschen Facharbeiters zu stärken.“[8] Diese Worte wurden sehr gut von der Bevölkerung aufgenommen, gerade in der wirtschaftlichen Lage nach dem zweiten Weltkrieg und der Situation des Einzelnen in Deutschland.

Motivationskonzept des Schaffens

Das Motivationskonzept des Schaffens wurde bzw. wird in der Politik schon lange, mal mit oder wie oben geschrieben ohne Erfolg angewandt. Das Konzept ist nahezu bildungsstandunabhängig und sollte auch auf sämtliche Kulturen und Menschen anwendbar sein. Es ist universell verwendbar in sämtlichen Organisations- bzw. Lebensformen. Aktuell spielt der Begriff der Schaffensfreude in den Wirtschaftswissenschaften eine eher untergeordnete Rolle. Jedoch ist gerade dort die Schaffensfreude als Form der Motivation sehr gut anwendbar. In diesem Artikel wird jedoch nur das Konzept „Schaffensfreude“ für Arbeitnehmer in Unternehmen betrachtet.

Schaffen

Was bedeutet Schaffen? Schaffen bezeichnet das Ergebnis von Arbeit und gleichzeitig die Tätigkeit daran selbst. In der Bibel steht schon „Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde“[9]. Gott schuf die Erde während mehreren Schöpfungstagen und sah des Öfteren, dass es gut war und machte am nächsten Tag weiter. Er benötigte keine externe Anerkennung bzw. Bestätigung für sein Handeln (er war ja auch allein) – das ist Schaffensfreude. Das Schaffen ist mehr als umgangssprachliches „Arbeiten“, es ist vielmehr die positive Summe aus Arbeit, Leistung und Ergebnis. Die Wertigkeit des Wortes ist sehr hoch und in vielen Facetten vorhanden: Wir haben es „geschafft“, wir sind „geschafft“, wir haben etwas „erschaffen“. Auch als positiver Wortteil wird es oft verwendet z.B. in Wörtern wie „Bruderschaft“, „Freundschaft“ oder „Kameradschaft“ und bedeutet, dass durch eine enge Verbundenheit zu „Brüdern“, „Freunden“ oder „Kameraden“ was Besonderes geschaffen werden kann.

Schaffen ist mehr als Arbeiten

Ein weit verbreitetes Synonym des Verbs „schaffen“ ist „arbeiten“ – aber schaffen ist bedeutend mehr als arbeiten. Arbeit ist umgangssprachlich die Tätigkeit einer Verrichtung bzw. Ausführung eines Auftrages. Physikalisch gesehen ist es relativ einfach, denn Arbeit = Kraft * Weg; bei der Hubarbeit ist die Kraft dann Masse * Erdanziehung. Erst wenn die Arbeit in Bezug auf die Zeit gesetzt wird, entsteht Leistung. Wenn wir von schaffen sprechen, steht das qualitative und quantitative Ergebnis im Vordergrund bezogen auf eine Zeit (Leistung) und nicht allein die Tätigkeit. Doch wie gelingt es einem Menschen, Leistungsbereitschaft – und dies auch noch mit Freude – zu vermitteln, mit dem Ziel, durch dieses Handeln etwas Besonderes zu erreichen? Schaffen wie auch Arbeiten ist primär eine Handlung und somit eine reale Tätigkeit.

Freude

Freude ist hingegen ein Gefühl und in der Regel mit angenehmen bzw. positiven Emotionen verbunden. Nach Ekman gehört Freude zu den sechs Grundemotionen der Menschen und ist kulturübergreifend und weltweit zu finden.[10] Die Freude ist das Stammwort zu froh. Sie ist eine Beglückung, eine helle oder heitere Stimmung, ein Frohgefühl, das dann entsteht, wenn sich eine erlebte (An-)Spannung löst. In der Freude fühlt man sich wohl, es sind in diesem Moment alle seelischen Bedürfnisse erfüllt. Freude ist eine spontane, innere, emotionale Reaktion auf eine angenehme Situation, eine Person oder Erinnerung. Sie kann sehr verschiedene Formen und Stärken von angenehmen Gefühlen annehmen. Sie kann sich nach außen auf der ganzen Skala zwischen einem Lächeln und einem Freudenschrei äußern. Solche Emotionen sind als psychische Reaktionen zunächst spontan und für sich selbst gesehen weder gut noch schlecht. Eine wertende Komponente kommt ihnen erst zu, wenn sie in negativem oder positivem Verhältnis zur geltenden Moral stehen.[11]

Schaffensfreude

Die Schaffensfreude ist eine Eigenschaft des Menschen, aktiv zu sein, nicht träge oder faul. Die Schaffensfreude ist keine statische Eigenschaft, sondern verändert sich stets mit der Zeit und der Tätigkeit des Schaffens. Es ist die Freude des Erschaffens von neuen Dingen, wie beispielsweise Gesellschaften, Organisationen, Maschinen, Produkten, Häusern, Verfahren, Medikamenten, aber auch das Erschaffen einer Familie oder ähnliches.

Die Schaffensfreude ist somit auch einer der Hauptantriebe für den Fortschritt einer Organisation bzw. Zivilisation. Erfinder und Entwickler sind typische Berufsgruppen, die Schaffensfreude haben sollten – etwas zu erschaffen, auf das man selbst stolz ist.

Neben vielen anderen menschlichen Tugenden ist die Schaffensfreude eine, die den Menschen zum Tun veranlasst und könnte der Tugendgruppe „Fleiß“ zugeordnet werden. Um etwas zu schaffen bzw. zu handeln, gibt es meist zeitlich nachfolgende Stufen.

Motivation

Motivation[12] ist die allgemeine Bezeichnung für alle Prozesse, die körperliche und psychische Vorgänge auslösen, steuern oder aufrechterhalten. Motivation energetisiert, richtet Verhalten auf ein Ziel aus und reguliert das entsprechende Verhalten. Jedes Lebewesen fühlt sich, angeregt von seinen Neigungen und Abneigungen, von bestimmten Reizen und Aktivitäten stärker angezogen als von anderen.

Die Motivation entsteht erst durch ein Motiv (Bedürfnis, Trieb, Interesse), welches durch einen Anreiz angestoßen wurde (getriggert).

Motiv

Ein Motiv ist die spezifische Ursache für eine Handlung. Gemäß dem dänischen Psychologen Kristen B. Madsen[13] gibt es zwei Hauptgruppen von Motiven:

  • Primäre Motive sind angeborene oder biologische, wie z.B. Hunger, Durst, Bedürfnis nach Schlaf und Sexualität, aber auch die Flucht vor Gefahr oder der Kampf, um sich zu verteidigen
  • Sekundäre Motive sind erworbener oder sozialer Natur wie Leistung, Macht und Zugehörigkeitsgefühl, sie entstehen während der individuellen Entwicklung des Menschen.

Primärmotive sind laut Madsen wesentlich und notwendig, um das Überleben des Einzelnen und der gesamten Art zu gewährleisten. Sekundärmotive sind für das Überleben des Menschen nicht notwendig. Sie spielen aber eine wichtige Rolle bei der emotionalen Entwicklung des Einzelnen und sind dem Menschen eigen.

Nicht gedecktes Bedürfnis als Motiv

Letztendlich ist ein nicht gedecktes Bedürfnis ein Motiv, bzw. eine anhaltende Handlungsbereitschaft.

In der allgemeinen Psychologie werden drei Hauptmotive unterschieden, die in der frühen Kindheit erworben werden: [14]

  • Leistungsmotiv – mit dem Ziel, die eigenen Fähigkeiten zu verbessern
  • Anschlussmotiv – mit dem Ziel, sich mit anderen gut zu verstehen
  • Machtmotiv – mit dem Ziel, das Verhalten und Erleben anderer zu kontrollieren

Motive können beim Menschen in bewusster oder in unbewusster Form vorliegen und führen nicht selten dazu, dass die eigenen Motive falsch eingeschätzt werden. Das Motivkonstrukt hat gewisse Überschneidungen mit Konzepten wie „Instinkte/Triebe“, „Interessen“ oder „Bedürfnisse“.

Die Schaffensfreude kann Teile jeder der oben genannten Klassifizierung beinhalten und ist keiner direkt zuzuordnen, was aber auch bedeutet, dass nahezu jedes ausgeprägte Motiv eines Individuums genutzt werden kann, um es mit Freude zu befriedigen.

Anreiz

Der Anreiz ist der Auslöser (Starthilfe), der ein Motiv aus einer latenten Handlungsbereitschaft in eine Motivation umsetzt. In der Regel ist der Anreiz ein von außen kommender Impuls.

Volition (durch Willen und pers. Fähigkeit)

Volition ist die Fähigkeit, Vorstellungen (Absichten, Motive oder Ziele) in gezielte Handlungen umzusetzen, die zu Resultaten (Erfolgen – dem Schaffen) führen. Man bezeichnet die Volition auch als Umsetzungskompetenz oder Willenskraft.[15] Volition lässt sich mit eigenen Worten auch als die Entschlossenheit, Träume und Ziele in die Tat umzusetzen, beschreiben. Umgangssprachlich kann man hier auch sagen „den inneren Schweinehund zu überwinden“.  

Die Volition kann von innen (Willenskraft) oder von außen (Befehl, bzw. Auftrag) kommen. Für die Umsetzung benötigt man jedoch noch die Überzeugung, dass man fähig ist, die Handlung erfolgreich abzuschließen (z.B. gesundheitliche, wirtschaftliche, technologische, etc. Fähigkeit). Dazu ist nach Pelz die Überwindung verschiedener interner und externer Widerstände,wie zum Beispiel Unlustgefühle, Ängste, Ablenkung oder Ziellosigkeit notwendig. Diese Barrieren können durch eine willentliche, gezielte Steuerungvon Gedanken, Motiven, Emotionen und Aktionen überwunden werden. Volition nennt man deshalb auch Umsetzungskompetenz. Volition ersetzt gewissermaßen eine fehlende oder unzureichende Motivation – zum Beispiel, wenn man sich das Rauchen abgewöhnen will.

Anschlussmotiv

Zusätzlich zum Willen benötigt der Mensch auch die persönliche Fähigkeit, das Ziel zu erreichen. Ein Beispiel hierzu ist: Eine Person weiß, dass sie übergewichtig ist und dass sie lieber gesund und schön (sportlich/dünn) wäre – wahrscheinlich ist das Anschlussmotiv vorhanden. An Silvester beschließt die Person, im neuen Jahr abzunehmen und Sport zu machen – da alle seine Freunde sich „gute Vorsätze vornehmen“ – somit hat die Person den Anreiz bekommen und ist auch motiviert, dies zu tun. Kaum im neuen Jahr angekommen ist die Idee zwar noch da, aber leider fehlt die Motivation und es kommt nicht zur gewünschten Gewichtsabnahme bzw. zum gesünderen Leben. Hier ist dann der Wille nötig, an dem es offenbar fehlt.

Das Bibel-Zitat „Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach“[16] könnte so umgeschrieben werden: „die Idee zum Besseren ist da, aber mir fehlt die Willenskraft bzw. der Wille, dieses umzusetzen“.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die Motivation erklärt, wie die Handlungsbereitschaft entsteht (der Antrieb), und Volition erklärt, wie ein langfristiges Ziel trotz Motivationsschwanken erfolgreich erreicht werden kann. [17] Die Volition zusammen mit einer Motivation führt zu realen Handlungen. Aus der Potenz[18] wird ein Akt.[19]

Die Aktivierung der Schaffensfreude eines Mitarbeiters im Hinblick auf ein Unternehmen

In einem Unternehmen, egal welcher Branche, hat man es im besten Fall mit Menschen zu tun, die arbeiten gehen – einen Beruf ausüben. Das Ziel ist es, dadurch Geld zu erwirtschaften, um ihr Leben zu finanzieren.

Die Bedürfnispyramide, die der humanistische Psychologe Abraham Maslow entwickelte, bezeichnet die hierarchische Anordnung der menschlichen Bedürfnisse und Motive. Dort werden die Bedürfnisse hierarchisch sortiert und die Befriedigung der einzelnen Stufen wird beginnend bei der untersten von allen Menschen angestrebt. Dies bedeutet, dass eine naturgegebene Motivation zur Bedürfnisbefriedigung existiert.

Abb. 2: Vgl. eigene Darstellung des Autors (2020), basierend auf der erweiterten Bedürfnispyramide von Maslow, dargestellt nicht als Pyramide, um den Eindruck einer Hierarchie zu vermeiden. Zusätzlich mit der Ergänzung, welche Stufen in der Regel monetär zu erwerben sind (sprich für die Entlohnung der eigenen Arbeit).

Aufbau der Bedürfnispyramide

Ursprünglich bestand die Maslow´sche Bedürfnispyramide aus fünf aufbauenden Stufen, nach seinem Tod wurde die erweiterte Pyramide veröffentlicht mit diesmal acht Stufen (8. Transzendenz, 7. Selbstverwirklichung, 6. Ästhetische Bedürfnisse, 5. Kognitive Bedürfnisse, 4. Individualbedürfnisse, 3. Soziale Bedürfnisse (Anschlussmotiv), 2. Sicherheitsbedürfnisse und 1. Physiologische Bedürfnisse).[20] Aber das fünfstufige Modell – mit der Selbstverwirklichung an der Spitze – wird in der Literatur weiterhin als theoretisches Modell verwendet. Für die vorliegende Betrachtung spielt der Unterschied jedoch keine Rolle.

Durch das „Arbeiten und die Entlohnung“ wird der finanzielle Rahmen gegeben, die unteren bzw. Teile der anderen Stufen (Defizitbedürfnisse) käuflich zu erwerben und damit zu befriedigen. Dazu muss die Entlohnung so sein, dass der Arbeitnehmer zufrieden ist und in der Lage, andere Bedürfnisstufen zu befriedigen und damit freier und freudiger an den Wachstumsbedürfnissen arbeiten kann.

Ganz oben steht die Selbstverwirklichung

Ganz oben in der Pyramide steht die Selbstverwirklichung als ein Wachstumsbedürfnis (in anderen Ausführungen noch durch die Transzendenz erweitert). Die Selbstverwirklichung kann auch der Wunsch sein, etwas Höherwertiges im Leben geschaffen zu haben bzw. dem menschlichen Leben einen bleibenden Sinn zu geben (Warum lebe ich?). Es fällt dem Menschen schwer sich vorzustellen, dass das Leben evtl. keinen Sinn hat, außer optimal auf den Tod vorzubereitet zu sein.[21]

Es gibt genügend begründete Zweifel beziehungsweise Probleme an der historischen (nicht empirisch nachgewiesenen) Theorie von Maslow. Aber in jedem anderen oder erweiterten Ansatz gibt es Motive und die daraus entstehende Motivation, die angesprochen werden können, um Schaffensfreude bei einem Einzelnen oder einer Gruppe zu aktivieren, um diese zu befriedigen. Bedürfnisse basieren auf Gefühlen, und jedes Individuum erlebt Gefühle und somit auch Bedürfnisse anders. Der oben genannte Ansatz ist nur der Versuch, diese zu normieren. Die einzelnen Stufen müssen nicht der Reihe nach abgearbeitet bzw. befriedigt werden. Das heißt, selbst ein Mensch, der nicht alle Grundbedürfnisse ausreichend befriedigt hat, kann den Wunsch auf Selbstverwirklichung haben und diesen zu befriedigen, noch bevor er andere (tiefer liegende) befriedigt hat.[22]

Priorität der Bedürfnisse

Dies hat zur Folge, dass die Schaffensfreude generell verwendbar/nutzbar bzw. vorhanden ist. Manche Bedürfnisse haben dabei auch Priorität vor anderen. Luft und Wasser brauchen wir zum Beispiel dringender als ein neues Auto. Jedoch stellen manche Menschen Wachstumsbedürfnisse nach Selbstverwirklichung vor die vollständige Erreichung des Soll-Zustandes bei Defizitbedürfnissen, wie beispielsweise einige Künstler.

Es kann also Sinn machen, die Bedürfnisbefriedigung nach kaufbar und nicht kaufbar zu unterteilen (siehe oben in der Abbildung), d.h. alle kaufbaren Bedürfnisse können „einfach“ durch das Ergebnis von Arbeit (Entlohnung) erfüllt werden. Die Schaffensfreude ist ein Bedürfnis/Motiv, welches nicht käuflich zu erwerben ist und auch keinen Soll-Wert erfüllt. Es wird viele geben, die sagen werden, dass „Liebe“ nicht kaufbar ist, aber mit Geld kann man aktiv auf das Potential der Liebe einwirken – z.B. durch kaufbare Gruppenzugehörigkeit (einkaufen in elitäre Clubs wie z.B. Golf-Clubs, die neue Möglichkeiten eröffnen, Mitgliedschaft in Dating Apps wie elitepartner.de[23] oder ähnliche) oder das Verlegen des Wohnsitzes.

Wenn Gott die Schaffensfreude innehatte, und den Menschen nach seinem Abbild schuf[24], dann trägt dementsprechend der Mensch, auch aus religiöser Sicht, die Schaffensfreude in sich. Die Schaffensfreude ist also eine „intrinsische“ Motivation, die jeder Mensch in sich trägt – im Gegensatz zur extrinsischen.

Intrinsische Motivation

Intrinsische Motivation bezieht sich auf einen Zustand, bei dem wegen eines inneren Anreizes, der in der Tätigkeit selbst liegt, z.B. im Empfinden des Flow-Erlebens, gehandelt wird. Eine hohe intrinsische Motivation wird oft als Voraussetzung für kreative Leistung angesehen. Früher war man der Auffassung, dass diese durch Anreize bzw. Belohnungen (z.B. Geld) vermindert würde. Der negative Einfluss von Anreizen auf die intrinsische Motivation tritt aber nur unter ganz bestimmten Bedingungen auf, die leicht vermieden werden können: Nur wenn Personen für die Ausführung einer Tätigkeit ohne Bezug zu einem Leistungskriterium belohnt werden, vermindert sich die intrinsische Motivation für diese Tätigkeit. Maßnahmen zur Steigerung dieser liegen z.B. darin, Motivatoren verfügbar zu machen oder das Motivationspotenzial der Tätigkeit zu erhöhen.[25]

Extrinsische Motivation bezieht sich auf einen Zustand, bei dem wegen äußerer Gründe, d.h. wegen Konsequenzen der Handlungsergebnisse (z.B. positive Personalbeurteilung, Gehaltssteigerung, etc.), gehandelt wird.[26] Extrinsische Motivatoren sind dabei laut des amerikanischen Psychologen Kohn nicht nur weniger erfolgreich als intrinsische Motivatoren (also das Interesse an der Aufgabe selbst), sie vermindern auch intrinsische Motivation und damit die Qualität der Arbeitsleistung.[27]

Flow-Erleben

Bei einem Flow-Erleben geschieht die motivationale Steuerung des Handelns wie von selbst: Beim Ausführen der Tätigkeit fehlt selbst bei belastenden Aktivitäten (wie beispielsweise beim Hochleistungssport) das Anstrengungserleben und es kommt sogar zum Verlust des Zeitgefühls. Es ist dadurch charakterisiert, dass eine Person ganz auf ihr Tun konzentriert ist, darin aufgeht und sich selbst dabei vergisst – das Zeitgefühl ist weitgehend verloren („Die Zeit vergeht wie im Flug“). Dies kann sich dann einstellen, wenn die wahrgenommene Anforderung der Tätigkeit den Fähigkeiten entsprechen.[28] Das Flow-Erleben kann bei einem Menschen ein Rauschgefühl verursachen und den Wunsch erwecken, es immer wieder zu erleben (Suchtgefahr). Die Theorie von Csikszentmihalyi[29] besagt, dass es von den einzelnen Mitarbeitern und ihren Fähigkeiten abhängt, ob eine Aufgabe gut gestaltet ist. Was für den einen gerade richtig ist, führt beim anderen zum Gefühl der Überforderung.

Auswirkungen auf ein Unternehmen

Durch die Aktivierung der Schaffensfreude bei Mitarbeiter und deren Freude, Aufgaben zu schaffen bzw. Neues zu erschaffen, bekommt das ganze Unternehmen bzw. ein Unternehmensbereich einen Eigenantrieb, der mit herkömmlichen Motivationskonzepten nicht erreicht werden kann (außer mit hohen finanziellen Anreizen). Ein zusätzlicher Effekt ist, dass Erfahrungen und Erlebnisse intensiver wahrgenommen werden, wenn diese mit anderen Menschen geteilt werden. Dies gilt im Negativen aber natürlich – wie in diesem Ansatz – auch im Positiven (auch wenn es keine Kommunikation unter den Beteiligten gab – ein ständiger „Stühlchen-Kreis mit Kaffee und Kuchen“ ist nicht notwendig)[30]. Das heißt durch das soziale Anschlussmotiv Anderer entsteht eine positive Gruppendynamik und das Gefühl der Freude wird auf Andere projiziert und könnte dort auch wieder ein Anreiz sein für ein weiteres Motiv, welches über die Motivation in ein Handeln mündet.

Speziell bei komplexen Aufgaben, die die „normale“ Arbeit bzw. das Arbeitsniveau übersteigen, jedoch für den Einzelnen bzw. die Gruppe mit höherer Anstrengung zu schaffen sind, kann die Freude am Erreichen viel höher sein, als bei Aufgaben und Aufträgen, die Standardniveau besitzen.

Schaffensfreude und Krankheitsstand

Je höher die Schaffensfreude ist – bzw. die Lust an der Arbeit – desto niedriger wird der Krankheitsstand, denn die durchschnittlichen Krankheitstage in einer Gesellschaft steigen mit dem Wohlstand einer Gesellschaft.[31] Die Befriedigung von Bedürfnissen ist in einem Unternehmen dann nicht mehr notwendig, es gibt auch keine Angst – denn alles läuft stabil und gut, Trägheit setzt ein, die Entlohnung für die Arbeit kommt von alleine. Die Befriedigung von Bedürfnissen wird außerhalb des Unternehmens gesucht, da träge, satte Unternehmen keinen Raum bzw. Bedarf an Schaffensfreude haben (da ist es evtl. mehr die „Erhaltensfreude“).

Nicht nur, dass Mitarbeiter, deren Schaffensfreude innerhalb eines Unternehmens aktiviert wurde, weniger krank sind[32] – nein, sie nehmen auch die Schaffensfreude mit außerhalb ihrer bezahlten Arbeitszeit und schaffen bzw. denken weiter, wie sie die Aufgabe oder den Auftrag erledigen können. Das Gegenteil wird heute oft beobachtet: Mitarbeiter, die ihre Arbeitszeit absitzen und anschließend – aus welchen Motiven auch immer – sehr kreative und aktive Arbeiten erledigen in Form von Ehrenämtern, Heimarbeit, Schwarzarbeit, etc. Wäre es nicht traumhaft, diese Energie für das Unternehmen zu nutzen?

Durch gute Ausnutzung von Schaffensfreude können neue Märkte erobert werden, beispielsweise durch die Erfindung neuer Produkte, dies kann für die Zukunftssicherung von Unternehmen absoluten Vorrang haben.

Probleme durch Schaffensfreude

Die Schaffensfreude muss aber nicht nur Vorteile in einem Unternehmen haben, sondern es können auch Probleme kreiert werden. Durch zu viel ungewollte bzw. unkontrollierte Eigendynamik in der Schaffensfreude eines Mitarbeiters und sogar von Mitarbeitergruppen kann der Unternehmenszweck und das Betriebsklima leiden. Es ist immer wichtig, dass die Schaffensfreude zielorientiert entsteht, denn sonst gibt es ständiges Konfliktpotential zwischen Unternehmensführung und „schaffensfroher Mitarbeiter“, die nicht Richtung Unternehmensziel arbeiten, sondern ein eigenes – selbstdefiniertes – Ziel vor Augen haben.

Ein weiteres Problem kann entstehen, wenn einzelne Mitarbeiter zurückgelassen werden. Nicht jeder Mitarbeiter hat dasselbe Leistungspotential sowie dieselben Fähigkeiten und kann sich dadurch schnell überfordert fühlen. Diese Mitarbeiter sollten vom Unternehmen aufgefangen werden und mit „normalen“ – ihren Fähigkeiten entsprechenden – Aufgaben beschäftigt werden.

Aufteilung in verschiedene Arten

Kurt von Hammerstein-Equord[33] teilte seine Offiziere in vier Arten ein, generell könnten auch Arbeitnehmer (speziell in höheren Positionen) in diese Arten aufteilt werden.

Seiner Aussage nach gibt es kluge, fleißige, dumme und faule Offiziere. Meist treffen zwei Eigenschaften zusammen. Die einen sind klug und fleißig, diese müssen in den Generalstab. Die nächsten sind dumm und faul; sie machen in jeder Armee 90 % aus und sind für Routineaufgaben geeignet. Wer klug und gleichzeitig faul ist, qualifiziert sich für die höchsten Führungsaufgaben, denn er bringt die geistige Klarheit und die Nervenstärke für schwere Entscheidungen mit. Hüten muss man sich vor dem, der gleichzeitig dumm und fleißig ist; dem darf man keine Verantwortung übertragen, denn er wird immer nur Unheil anrichten.[34]

Das gilt natürlich auch für Mitarbeiter, speziell wenn sie voller Schaffensfreude (fleißig) sind, aber nur Unheil (Fehlentscheidungen, Fehler, Demotivation Anderer) anrichten würden aufgrund fehlender persönlicher bzw. fachlicher Fähigkeiten.

Setzen von Anreizen zur Aktivierung bzw. Reaktivierung der Schaffensfreude

Die Befriedigung der Defizitbedürfnisse durch Angleichen des menschlichen Ist-Zustands an den angestrebten Soll-Zustand ist elementar. In der Regel wird der Mensch bzw. der Mitarbeiter danach bereit sein, höhere Ziele zu erreichen bzw. seine individuellen Wachstumsbedürfnisse zu befriedigen. Die Wachstumsbedürfnisse haben in der Regel keinen festen Soll-Wert, der erreicht werden soll, sondern wachsen mit der Zeit und dem Lebensumfeld. Ein Mitarbeiter kann auch über sich hinauswachsen – oder anders gesagt, man wächst mit seinen Aufgaben – aber dazu müssen auch die Aufgaben anspruchsvoller werden.

Es ist nicht eine Frage des Führungsstils (autoritär oder kooperativ), die Schaffensfreude zu aktivieren, sondern das Bewusstsein (Awareness) zu haben, dass Menschen Wachstumsbedürfnisse und nicht nur Defizitbedürfnisse haben. Falls in einem Unternehmen Einzelne oder Gruppen anfangen, intrinsische Motivationen zu entwickeln, sollten diese nicht eliminiert oder gebremst, sondern gefördert werden. Vor allem sollte man keine Angst davor haben, sondern dies als Chance sehen.

  Abb. 3: Bausteine der Einwirkung zum Erreichen der Schaffensfreude, vgl. eigene Darstellung des Autors (2020)

Möglichkeiten eines Unternehmens bzw. eines Vorgesetzten, die oben genannte Schaffensfreude im Unternehmen zu aktivieren

Im obigen Schaubild sieht man leicht, welche Bausteile ein Unternehmer bzw. ein Unternehmen stimulieren kann, um das gewünschte Ziel – mit Hilfe der Schaffensfreude – zu erreichen.

Sachliche Fähigkeiten / Arbeitsumfeld

Ein gutes Arbeitsumfeld und die Schaffung von sachlichen Fähigkeiten ist eine der Hauptvoraussetzungen, um Mitarbeiter in die Lage zu versetzen, im vorhandenen Umfeld Ziele zu erreichen.

Unter sachlichen Fähigkeiten (auch Fachkompetenz genannt) versteht man die  Fähigkeit von Arbeitskräften, berufs­typische Aufgaben und Sachverhalte selbständig und eigenverantwortlich bewältigen zu können.[35] Fachkompetenz erreicht man hauptsächlich durch Erfahrung, aber auch durch Aus- und Weiterbildungen. Es ist die Voraussetzung, dass Mitarbeiter erfolgreich ihren Job ausführen und zur Umsatzsteigerung des Unternehmens beitragen können. Ohne sachliche Fähigkeiten, die einen im Beruf weiterbringen, kann auch keine Schaffensfreude erreicht werden.

Unter das Arbeitsumfeld fällt auch das Vorhandensein von Arbeitsmaterial und Arbeitseinrichtungen.  Aspekte, die zu einem idealen Arbeitsumfeld führen, sind unter anderem Angebote der Mitarbeiterentwicklung, passende Ressourcen für die Aufgaben, geeignete Ziele, Sicherheit des Arbeitsplatzes und soziale Aspekte wie das Team, die Führung und das emotionale Klima.[36] Um ein ideales Arbeitsumfeld zu erschaffen, sollten Teams richtig zusammengestellt werden. Im Team sollte der Zusammenhalt selbstverständlich sein, jeder sollte sich außerdem gerecht behandelt und wertgeschätzt fühlen. 

Kommunikation

Besonders in der Arbeitswelt ist Kommunikation ein maßgeblicher Faktor dafür, ob und wie ich meine Ziele erreiche. Nicht nur die gute Kommunikation mit Geschäftspartnern ist wichtig, um Erfolge zu erzielen und den Umsatz zu steigern, sondern auch die Kommunikation untereinander. Mit einer guten Kommunikation können Konflikte vermieden werden und der Zusammenhalt im Team gestärkt werden.[37] Auch für die Produktivität ist die Kommunikation wichtig. Wenn Vorgesetzte sich die Zeit nehmen und sich mit jedem Mitarbeiter auseinandersetzen, können dessen Stärken und Schwächen viel besser erkannt werden. Dadurch können Aufgaben besser verteilt, Weiterbildungen gezielt eingesetzt und Talente gefördert werden. Zu einer guten Kommunikation gehört auch, andere Menschen so zu kritisieren, dass sie sich nicht verletzt fühlen und so zu streiten, dass am Ende der Auseinandersetzung ein produktives Ergebnis steht.

Unklare Kommunikation kann schnell zu Frust am Arbeitsplatz führen – gute, klare Kommunikation kann dafür die Schaffensfreude der Mitarbeiter deutlich erhöhen.

Visionen verkaufen

Visionen „verkaufen“ ist eine weitere Möglichkeit, Mitarbeiter zu mehr Schaffensfreude zu motivieren. Dabei sein, nicht nur zugucken ist hier das Motto – das Anschlussmotiv wird dann zur Schaffensfreude. Das berühmte „Yes, we can“[38] (Ja, wir können das Schaffen) von dem späteren Präsidenten der USA, Barack Obama, zeigt, wie es funktionieren kann. Durch die Betonung von „wir“ fühlen sich viele Menschen angesprochen und wollen Teil des Erfolgs sein und setzen sich dafür ein, das Ziel zu erreichen. Zusätzlich wurde von Obama offengelassen, was genau geschafft werden sollte. So kann jeder Einzelne diesen Satz nach seinen eigenen Bedürfnissen ergänzen und mit seinem individuellen Tun Teil des Ganzen werden. Doch wo ist jetzt genau der Unterschied zu Merkels „Wir schaffen das“? Merkel setzt voraus, dass der Wille da ist, wo hingegen Obama in seinem Satz der Bevölkerung die Wahl lässt, sich aber sicher ist, das es geschafft werden kann, wenn der Wille da ist. Zielkonflikte sollten dabei­ vermieden werden: Den Mitarbeitern muss das Fernziel (Unternehmensziel) klar sein, dazu ist rechtzeitige und klare Kommunikation der Ziele wichtig.

Neugier

„Wissen ist Macht“[39] ist ein oft genutztes Zitat des englischen Philosophen Francis Bacon. Somit müsste jeder „schlaue“ Mensch mächtig sein – ist er aber bekanntlich nicht, evtl. kann man Wissen als Machtpotential klassifizieren.  Nichtwissen ist jedoch auch mächtig, weil dadurch die Neugier steigen kann.  Denn Neugier ist der Hunger nach Aufklärung und Entwicklung – optimal gepaart mit der Bereitschaft, sich auf etwas Neues einzulassen. Der biblische Sündenfall entstand auch durch die Neugier, den verbotenen Apfel (Granatapfel) zu essen, gegen alle Regeln.

Raus aus der Komfortzone, dass fördert die Kreativität auf was Neues. Wie es auch der amerikanische Management-Berater Spencer Johnson in seiner Fabel „Die Mäusestrategie“ beschrieben hat.[40]

Raus aus der Komfortzone

Alle Anstrengungen eines Unternehmens, die Schaffensfreude ihrer Mitarbeiter zu aktivieren, nützen jedoch nichts, wenn der Mitarbeiter dies nicht auch selbst will. Dazu muss er raus aus seiner Komfortzone – raus aus den geregelten Abläufen, die er seit Jahren oder Jahrzehnten täglich erledigt und sich in diesen sicher fühlt. Die meisten Menschen fürchten Veränderungen und fühlen sich in ihrem gewohnten Umfeld wohl und sicher. Fakt ist jedoch, dass man sich selbst von vielen Seiten des Lebens ausschließt, wenn es einem nicht gelingt, über seinen sehr begrenzten Tellerrand hinaus zu schauen. Nicht umsonst gibt es den bekannten Spruch „Das Leben beginnt am Ende der Komfortzone“.[41] Wachstum und Entwicklung sind nur möglich, wenn man sich regelmäßig neuen Herausforderungen und Aufgaben stellt. Diese wiederum finden sich nur außerhalb unserer Komfortzone.

Anreize

Anreize können als Starthilfe genutzt werden, damit das „eingebaute“ Motiv zur Motivation führt und damit Werte geschaffen werden, die über das Normale hinausgehen. Manche Unternehmen setzen dabei auf Lob und Anerkennung, andere auf Geld und materielle Anreize. Geld und materielle Anreize sind hier aber auch wie zuvor beschrieben Standard-Anreize, die nur kurzfristig bzw. einmalig funktionieren. Im Einklang mit dem Anreiz wird auch die Volition angeregt bzw. das Umfeld geschaffen. Das geht besser bei komplexen Aufgaben als bei einfach strukturierten. Ein Programmierer, Künstler, Chirurg, etc. kann auf Grund seiner Arbeit eher den eigenen Antrieb „das Ziel zu erreichen“ entwickeln als jene, die einfache – bezogen auf die Ausbildung und das Können des Mitarbeiters – Arbeiten haben.

Work-Life-Balance

Ein weiterer Anreiz, der zu mehr Motivation führen kann, ist die Work-Life-Balance: „Work“ wird hierbei oft als negativ und „Life“ als positiv aufgefasst – sinnvoll wäre es natürlich, die Arbeit als Teil des „Lebens“ zu vereinen. Möglich wäre dies durch die Aufhebung der Trennung von Arbeitszeit vs. Freizeit – denn der Mensch hat nur ein Leben und er sollte in der Lage sein, seine 24 Stunden am Tag weise einzuteilen, um möglichst viele Bedürfnisse zu befriedigen. Eigentlich muss im Unternehmen nur erklärt werden, dass die Freude an der Bedürfnisbefriedigung auch in der Firma entstehen kann. Dies kann durch Anerkennung der Leistung erfolgen, beispielsweise durch Lob und Unterstützung bzw. Förderung bei neuer Schaffensfreude durch geeignete Mittel. Gelobt werden sollte das Ergebnis, nicht der Weg.

Willen

Selbst wenn alle äußeren Umstände passen, die Fachkompetenz, Motivation und Leistungsbereitschaft vorhanden sind und auch sonst alles stimmt, bringt es aber alles nichts, wenn der Wille nicht da ist. Von Vince Lombardi stammt ein treffendes Zitat: „Der Unterschied zwischen erfolgreichen Menschen und all den anderen ist nicht der Mangel an Stärke, Talent oder Wissen. Es ist der fehlende Wille.“[42] Ein weiteres Sprichwort lautet: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ Leidenschaft und der unbedingte Wille, sein Ziel zu erreichen sind der entscheidende Unterschied zwischen denen, die es ganz nach oben schaffen und denen, die irgendwann auf der Strecke bleiben und nicht mehr weiterkommen.

Im Falle, dass ein motivierter Arbeitnehmer nicht in der Lage ist, Ziele und Motive in Resultate und Ergebnisse umzusetzen, kann hier auch ein Impuls von außen kommen. Solche Impulse können auch durch künstliche Notsituationen erschaffen werden – z.B. Konkurrenz, Krieg, Feinde (von innen wie von außen). Hoffnung, aus einer Notsituation zu entfliehen, bzw. dem Leben einen Sinn zu geben. Oft müssen die Notsituationen gar nicht künstlich erschaffen werden, sondern nur die Realität kommuniziert werden. Es geht darum, „Durststrecken“ der Motivation zu überbrücken – dazu braucht man den Willen, aber auch Ausdauer und Durchhaltevermögen.

Personelle Fähigkeiten

Personelle Fähigkeiten der Mitarbeiter müssen rechtzeitig erkannt und aus- bzw. weitergebildet werden. Die Förderung von Stärken ist wichtiger als die Universalisierung der Fähigkeiten (Gleichschaltung und Ersetzbarkeit von Mitarbeitern). Überforderung sollte vermieden werden und Ziele nicht höher gelegt werden, als dass der Mitarbeiter diese mit hoher Anstrengung erledigen kann. Der Mitarbeiter muss auch wissen, dass er es kann – auch mit hoher Anstrengung, damit die Freude an der Leistung oder des Schaffens entfacht werden kann. Ein Unternehmen sollte seinen Mitarbeitern einen Pool von „nicht aufgezwungenen“ persönlichen Entwicklungsmaßnahmen anbieten – wo der Mitarbeiter sich selbst etwas aussuchen kann bzw. darf.

Lob bzw. Anerkennung

Jeder Mensch wünscht sich Lob und Anerkennung für das, was er macht. Lob ist dabei eher eine Form der spontanen Wertschätzung, vergleichbar mit einem gelegentlichen „Schulterklopfen“. Anerkennung dagegen beurteilt eher das Gesamtbild und erkennt die regelmäßige Qualität und Leistung einer Person an.[43] Regelmäßiges Loben wird jedoch schnell zum Standard und zur Selbstverständlichkeit und verliert damit seinen Wert. Lob und Anerkennung sollten daher nur für das erreichte Ziel vergeben werden und nicht für jede Banalität oder für die normale Arbeitsleistung.

Ziel des Ganzen ist es, den Beruf wieder zur Berufung zu machen und nicht nur zur „reinen“ Geldbeschaffung, mit dem Ziel seine Bedürfnisbefriedigung zu kaufen.

Das Lob bzw. die Anerkennung sind notwendig, um bereits neue Anreize zu setzen, um nach einem erreichten Ziel ein neues Ziel anzugehen und eine Wiederholung der Schaffensfreude zu erleichtern.

Fazit

Eine günstige und sehr effektive Methode, die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens zu erhöhen, neue Produkte und Lösungen zu entwickeln und Märkte zu eröffnen, ist die Nutzung der Grundtugend „Schaffensfreude“. Diese kann durch das Setzen geeigneter Anreize und das generelle Akzeptieren und Zulassen solcher Antriebe erreicht werden. Motive für eine Schaffensfreude können vielfältige Bedürfnisse haben, z.B. Neugier (Selbstverwirklichung), Macht (Soziale Wertschätzung), Existenzbedürfnisse (Not), etc., also über die gesamte Bandbreite und damit auch zu jedem Zeitpunkt der menschlichen Entwicklung. Aktuell ist das Anschlussmotiv (ich will dabei sein, um das Klima zu retten) als Schaffensfreude bei vielen Menschen in Deutschland gut zu beobachten.

Schaffensumgebung ist wichtig

Das Motiv für die Schaffensfreude ist in der Regel ein intrinsisches, d.h. es kommt von Innen. Um es zu fördern, sind gegebenenfalls indirekte und non-direktive Anreize und eine geeignete Schaffensumgebung hilfreich. Damit die Motivation auch zur Schaffensfreude wächst, muss das Unternehmen die notwendige Arbeitsumgebung und Ressourcen zur Verfügung stellen, damit ein Mitarbeiter nicht das Unternehmen verlässt, wenn notwendige Fähigkeiten nicht zur Verfügung stehen. Der Ansatz, die Schaffensfreude in jedem Mitarbeiter zu erwecken, ist auch für diesen gut, denn er befriedigt durch die Freude am Schaffen auch seine originären Bedürfnisse (z.B. Selbstwertgefühl).

Nebenbei entwickelt sich das Unternehmen nach vorne und erhöht seine Produktivität und Kreativität. Wenn das Konzept richtig angewendet wird, entsteht eine oft gewünschte Win-Win-Situation zwischen einem Unternehmen und Mitarbeitern. Und mit viel Glück wollen die Mitarbeiter immer mehr Schaffensfreude erreichen, denn bei einem Wachstumsbedürfnis gibt es keinen Soll-Zustand und der Flow-Effekt gibt seinen Teil dazu, so dass dieses Konzept nachhaltig funktionsfähig ist.

Autor: Bernhard Alexander Krah

Kontakt: krah2@uniba.sk  

Datum der Publikation: 05/2020

Buch: Essays der Wissenschaft XVIII, Seiten 74-91, peer reviewed

ISBN: 978-3-96163-179-7

Literaturverzeichnis

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https://wirtschaftslexikon.gabler.de/https://wpgs.de/fachtexte/motivation/ein-arbeitsumfeld-das-mitarbeiter-motiviert/


Fußnoten

[1] Dr. Angela Dorothea Merkel, geb. am 17. Juli 1954, Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland seit dem 22. November 2005

[2] Bundespressekonferenz am 31. August 2015

[3] Vgl. https://www.spiegel.de/politik/deutschland/angela-merkel-mag-wir-schaffen-das-nicht-mehr-wiederholen-a-1112739.html;  17. September 2016: „Was Merkel jetzt über „Wir schaffen das“ denkt“

[4] Vgl. https://www.welt.de/politik/deutschland/article158211662/Merkel-sieht-Wir-schaffen-das-kritisch.html?wtrid=onsite.onsitesearch, 17. September 2016: Merkel bedauert, dass ihr Satz zur „Leerformel“ wurde

[5] Vgl. https://www.deutschlandfunk.de/merkels-regierungserklaerung-deutschland-kann-es-schaffen.1783.de.html?dram:article_id=413650, 21. März 2018: “Deutschland kann es schaffen“

[6] Vgl. https://www.welt.de/politik/deutschland/article168201110/Mehrheit-der-Deutschen-sieht-Merkels-Wir-schaffen-das-nicht-erfuellt.html, 1. September 2017: Mehrheit der Deutschen sieht „Wir schaffen das“ nicht erfüllt

[7] Konrad Hermann Joseph Adenauer, geb. am 5. Januar 1876, gestorben am 19. April 1967, war der erste Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland

[8] Vgl. https://www.konrad-adenauer.de/quellen/erklaerungen/1953-10-20-regierungserklaerung, Regierungserklärung von Konrad Adenauer vom 20. Oktober 1953 in der 3. Sitzung des Deutschen Bundestages

[9] Vgl. Luther Bibel: 1. Moses 1, 1

[10] Vgl. Ekman P. (1992b): Are there basic emotions? Psychol. Rev. 99, S. 550 ff.

[11] Vgl. https://educalingo.com/de/dic-de/freude, Stand: 06.01.2020

[12] lat. Movere -> bewegen

[13] Vgl. K. B. Madsen (1988): A history of psychology in scientific perspective; North Holland, Amsterdam

[14] Vgl. Sokolowski & Schmalt (1995): Motivationale Konstrukte, in K. Pawlik & M Amelang (Hrsg.): Enzyklopädie der Psychologie, Teilband C/VII/2, Hogrefe

[15] Vgl. Waldemar Pelz, Institut für Management-Innovation: https://www.managementkompetenzen.de/motivation.html, stand 30.12.2019

[16] Vgl. Luther-Bibel, Markus 14,37-38

[17] Vgl. Waldemar Pelz: https://www.managementkompetenzen.de/motivation.html,  stand 30.12.2019

[18] Vgl. https://www.philoclopedia.de, Potenz bezeichnet die noch nicht realisierte Möglichkeit, zu der aber ein Vermögen (Fähigkeit) besteht, nach Aristoteles (um 384-322 v Chr.)

[19] Vgl. https://www.philoclopedia.de, nach Aristoteles bezeichnet der „Akt“ die Realisierung einer Möglichkeit

20-30

[20] Vgl. Maslow, A.H. (1971): The Farther Reaches of Human Nature, New York, Posthum veröffentlicht

[21] Zitat aus China, Herkunft unbekannt

[22] Vgl. Diener, E., Ng, W., Harter, J., & Arora, R. (2010): Wealth and happiness across the world: Material prosperity predicts life evaluation, whereas psychosocial prosperity predicts positive feeling. Journal of Personality and Social Psychology, 99, S. 52 ff. Beide Forscher sind von der Universität Illinois in Urbana-Champaign. Ed Diener arbeitet auch für die Gallup Organisation, die die Daten für diese Studie zur Verfügung gestellt hat.

[23] Vgl. https://www.ElitePartner.de, Stand 19.01.2019: Auf der Website wird geworben mit: „Wissenschaftler, Bankerin, Filmemacher: Bei ElitePartner treffen Sie ganz unterschiedliche Charaktere. Was sie verbindet: Sie sind vielseitig interessiert, inspiriert, entdecken gern Neues – und suchen den besonderen Menschen, mit dem sie sich in einer glücklichen Beziehung gemeinsam weiterentwickeln können. Die Mehrheit der ElitePartner sind Akademiker, doch was einen Single vor allem zu einem ElitePartner macht, ist seine offene und leidenschaftliche Einstellung zum Leben.“

[24] Vgl. Luther Bibel: 1. Mose 1, 27

[25] Vgl. Prof. Dr. Günter W. Maier: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/intrinsische-motivation-41764, Stand 04.04.2020

[26] Vgl. Prof. Dr. Günter W. Maier: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/extrinsische-motivation-32084, Stand 04.04.2020

[27] Vgl. Alfred Kohn (1993): Punished by Reward, S. 52 ff.; amerikanischer Psychologe und Autor

[28] Vgl. Prof. Dr. Günter W. Maier: https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/flow-erleben-35011, Stand 04.04.2020

[29] Vgl. Csikszentmihalyi, Mihaly (1990): Flow: The Psychology of Optimal Experience

[30] Vgl. Boothby, Clark und Bargh (2014): Shared Experiences are amplified, Fachmagazin Psychological Science, online; https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0956797614551162

31-43

[31] Vgl. https://de.statista.com/infografik/16818/krankenstand-in-der-gesetzlichen-krankenversicherung/, 18.09.2019

[32] Vgl. www.aok-bv.de, Umfrage des Wissenschaftlichen Instituts der AOK Gesundheitskasse (WIdO) für den Fehlzeiten-Report 2019

[33] Kurt Gebhard Adolf Philipp Freiherr von Hammerstein-Equord (26.9.1878 – 24.4.1943), Deutscher Heeresoffizier

[34] Vgl. Horst Poller (2010): Bewältigte Vergangenheit, Das 20. Jahrhundert, erlebt, erlitten, gestaltet; Verlag Olzog

[35] Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Fachkompetenz

[36] Vgl. https://wpgs.de/fachtexte/motivation/ein-arbeitsumfeld-das-mitarbeiter-motiviert/, Dr. Florian Becker, Spezialist für Wirtschaftspsychologie und Gründungsmitglied der Wirtschaftspsychologischen Gesellschaft in München

[37]Vgl. https://www.ionos.de/startupguide/, Stand: 19.12.2019

[38] Wahlkampf-Slogan von Barack Obama, 2008

[39] Vgl. Francis Bacon, englischer Philosoph (1561–1626): Meditationes sacrae

[40] Vgl. Dr. Spencer Johnson (1999): Who Moved My Cheese, Verlag: G.P. Putnam´s Sons

[41] Vgl. Neale Donald Walsch (2009): Gespräche mit Gott

[42] Vince Lombardi, US-Football-Trainerlegende

[43] Vgl. Anja Rassek: https://www.karrierebibel.de/anerkennung

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